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Gipfelstürmerglück

Interview mit Claudia Ammann in der Zeitschrift „Betrifft Kinder“ des Verlags das netz

Mathematik mit Klötzchen und Mustern begreifen

Kunst und Mathematik sind seit Jahrhunderten eng miteinander verknüpft. Die Bildhauerin Claudia Ammann hat das Mathematikspiel »Quoai« entwickelt, das die faszinierenden Gemeinsamkeiten von Naturwissenschaften und Kunst bündelt und zum Rechnen anregt. Im Interview staunen wir über die Vielseitigkeit und die Ästhetik von Zahlen und lüften das Geheimnis der Null.

Vielen fällt der Zugang zur Mathematik schwer, denn sie erscheint zu abstrakt und komplex. Mit Ihrem Spiel wollen Sie diese Hürden abbauen. Wie genau kann das gelingen?

Mathematik macht ja eigentlich glücklich. Wenn man selbst etwas entdeckt oder die Lösung für ein Problem gefunden hat, fühlt es sich an wie der Ausbruch aus einer ausweglosen Situation. Man empfindet Gipfelstürmerglück. Aber häufig ist der Raum, der im Gehirn für die Aufnahme und Bearbeitung mathematischer Ideen zur Verfügung steht, nicht aufnahmebereit. Wenn Menschen ein ängstliches Verhältnis zur Mathematik haben, kann keine Freude am Rechnen entstehen. Auch ich war als Kind enttäuscht vom Matheunterricht. Das nahm ich später als Bildhauerin und Mutter zum Anlass, das Einmaleins mit eigenen Augen neu anzusehen. Mathe mit eigenen Vorstellungen in Zusammenhang zu bringen, ist für viele wahrscheinlich ein neuer Zugang.

Genau dadurch habe ich eine Faszination für Mathematik entwickelt. Meine Erfahrungen zeigen, dass sich mit Quoai Vertrauen einstellt, weil die Holzklötzchen durch ihre konkrete und geduldige Gegenständlichkeit Sicherheit geben. Man kann jederzeit auf sie zurückgreifen, um einen Sachverhalt besser zu verstehen oder zu hinterfragen. So kommt Neugierde ins Spiel, und eigene Entdeckungen werden möglich.


Ab wann kann man Kinder für Mathe begeistern?

Ab drei Jahren gelingt es Kindern, das Spiel mit Händen, Fantasie und Verstand auszuprobieren. Wenn sie früh mit diesen Formen spielen, baut sich ihr Verständnis für Zahlen und deren Relationen zueinander altersgerecht auf, denn sie eignen sich das mathematische Wissen eigenständig an. Je nach Anlage entsteht z.B. eine Treppe aus allen neun Klötzchen oder die Wahrnehmung, dass zwei Dreier-Klötzchen, wenn man sie übereinanderstellt, genauso hoch wie ein Sechser-Klötzchen sind. Das verstehen und verarbeiten die Kinder, noch bevor sie etwas von Zahlen wissen.

Oder sie bauen etwas Schiefes, Komisches, Unglaubliches, vielleicht um die Statik auszuprobieren oder einem inneren Zustand Ausdruck zu verleihen. Andere Kinder bauen scheinbar einfach drauflos, aber unter ihren Händen entstehen symmetrische Architekturen von großer Schönheit. Fast immer arbeiten sie an gemeinsamen Projekten – und wenn es nur darum geht, den höchstmöglichen Turm zu errichten. Einige Kinder bauen konzentriert an ihrer Idee, ohne sich ablenken zu lassen, andere lassen sich inspirieren und entwickeln gemeinsam neue Baupläne.

Ich sage: ab drei Jahren, denn das Spiel eignet sich zum Weiterlernen auf dem nächsten und übernächsten Alters- oder Bewusstseins-Niveau. Ähnlich ist es mit dem Quoai-Puzzle. Auch die ganz Kleinen können durch Farbzuordnung die einfachste Stufe puzzlen oder frei mit den Einzelteilen Bilder legen. Später werden die Muster anspruchsvoller.

Hier kann mann die komplette Ausgabe der Zeitschrift bestellen.